Mein lieber August

An August Zehentmair, 3. Bräu von Aying, kommt in unserem Restaurant kein Gast ungesehen vorbei: Das Hochzeitsbild, das ihn mit seiner Frau Maria zeigt, hängt an prominenter Stelle direkt neben dem Eingang. Und dass man das Gebäude überhaupt betreten kann, auch daran hat er einen großen Anteil: Denn die Zehentmairs haben Anfang der 20er Jahre das Gebäude des Brauereigasthofs neu aufgebaut. Darüberhinaus könnte August Zehentmair am 28. August seinen Namenstag feiern – und damit sind die Gründe mehr als beisammen, in unserem Magazin seine Geschichte zu erzählen.

1880 in Perlach geboren, als Sohn eines Landwirts und Ziegeleibesitzers. Die entscheidende Wende nahm sein Leben 1904: Durch die Eheschließung mit Maria Liebhard aus Aying. Maria war die älteste Tochter von Brauereigründer Johann Liebhard. Da sie keine männlichen Geschwister hatte, war sie als älteste Tochter die Haupterbin.


Hochzeitsbild von August und Maria Zehentmair

Bald nach der Eheschließung übergab Johann Liebhard den Besitz in Aying an seine Tochter und seinen Schwiegersohn, die den Betrieb engagiert weiterführten. Schon 1910 verstarb der Gründer der Brauerei. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges begannen schwere Zeiten für die Familie. August Zehentmair musste in den Krieg ziehen. Seine Frau war mit den kleinen Töchtern Maria, Kreszenz und Annie ganz auf sich gestellt und führte dabei umsichtig den Betrieb durch diese Zeit.

Nach Ende des Kriegs 1918 kehrte August Zehentmair wieder heim. Die folgenden Jahre der Wirtschaftskrise waren hart. Große Absatzschwierigkeiten aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Bauern, den wichtigsten Abnehmern der Brauerei, waren ein schwerer Schlag für den Bräu. Überdies brannte 1921 auch noch das Jacklhaus, das zum Hof der Liebhards gehörte, bis auf die Grundmauern nieder.

August und Maria Zehentmair errichteten an diesem Platz den 1923 fertiggestellten Brauereigasthof Aying, für den sie tief in die Kasse greifen mussten. Die galoppierende Inflation zwang den Bräu einen Kredit aufzunehmen, den er mit Grund und Boden absichern konnte, dessen Rückzahlung ihn aber durch sinkende Bodenpreise und zunehmende Geldentwertung in weitere Schwierigkeiten brachte. Nachdem Zehentmair alle Reserven mobilisiert hatte, konnte die Restschuld getilgt werden.

Nach all den vielen Rückschlägen ging es wieder bergauf. Der technische Fortschritt wurde konsequent auch für die Brauerei genutzt. Seitdem Aying 1911 an den elektrischen Strom angeschlossen worden war, war die Grundvoraussetzung für die Technisierung der Brauerei geschaffen worden. Es erfolgte die Umstellung auf Flaschenbier und das Ayinger Bier erfreute sich immer größerer Beliebtheit, sogar bis in die Landeshauptstadt München, die dank des ersten Lastwagen-Kaufs 1927 einfacher beliefert werden konnte.


Die neue Flaschenfüllerei

Die gute Entwicklung der Brauerei kam durch den Aufschwung des Nationalsozialismus ab 1933 und dem darauffolgenden Weltkrieg zum Erliegen. Ganz unverhofft verstarb August Zehentmair am 5. März 1936, ebenfalls ohne männlichen Erben. Die Nachfolge tritt seine älteste Tochter an: Maria Kreszenz und ihr Mann, Guts- und Gasthausbesitzer Franz Inselkammer aus Siegertsbrunn.

Fast 100 Jahre nach seinem mutigen Schritt, das Gasthof-Gebäude in einer wirtschaftlichen schwierigen Zeit neu zu errichten, wird das Restaurant im Brauereigasthof Hotel Aying nach ihm und seiner Frau benannt: August und Maria. Mit diesem Schritt würdigen seine Nachfahren, mittlerweile in 7. Generation, seine so wichtige Grundsteinlegung für die Ayinger Gastronomie.  

Wichtiger Hinweis für alle Namensvetter: Im Ayinger Bräustüberl gibts am 28. August eine Halbe Freibier für alle Augusts!